Eine der schönsten Regionen Neuseelands ist gleichzeitig eine der abgelegensten: Die West Coast auf der Südinsel ist schwer zu erreichen, dünn besiedelt und obendrein mit sehr viel Regen gesegnet. Das ist gut! Die West Coast ist dadurch immer noch eine Art Neuseeland-Geheimtipp.
Nicht jede Familie setzt die West Coast auf ihre Neuseeland-Reiseroute. Ihr solltet das auch nicht machen, wenn ihr nur wenig Zeit habt. Wir haben es nicht einmal getan, als wir 2011 für ganze zwei Monate in Neuseeland waren – denn wer die Südinsel in der klassischen Runde umfährt, muss sich entscheiden: zwischen der Inland-Route zum Aoraki Mount Cook, der Ostküste mit der Otago Peninsula und der West Coast.
-> Mehr Tipps zur Routenplanung für Neuseeland
Auf unserer Neuseelandreise 2018 haben wir uns dann extra Zeit für die Westcoast auf der Südinsel genommen und hatten das Glück, mehrere Schönwetter-Tage im Frühling zu erleben. Die West Coast hat reichlich geliefert: Wir haben einsame Strandwanderungen gemacht, sind durch dichten Regenwald gewandert, haben Geisterstädte und seltene Tiere gesehen, wunderschöne Sonnenuntergänge genossen und – leider keinen magischen “Pounamu”-Stein gefunden, für den die West Coast berühmt ist.
Was wir alles an der West Coast mit Kindern erlebt haben, zeigen wir euch in diesem Beitrag ganz ausführlich – es gibt natürlich noch viel mehr zu sehen, denn die Westcoast erstreckt sich von Karamea im Norden bis Haast im Süden über mehr als 500 km. Bevor wir euch unsere West Coast Neuseeland-Highlights verraten, haben wir aber noch ein paar praktische Tipps für eure Reise.
Inhalt
West Coast Neuseeland: Praktische Tipps
Die wichtigsten Orte der West Coast
Neuseelands West Coast besteht aus 3 “Districts”: Im Norden liegt der Buller District mit bekannten Highlights wie den Pancake Rocks und dem Anfang des Heaphy Track, der durch den Kahurangi National Park an die Nordküste der Südinsel führt. Die größte Stadt hier ist Westport.
Im Grey District liegt die Hauptstadt der West Coast: Greymouth. Hier und in Orten wie Shantytown, Blackball oder Brunner finden sich sehr viele ehemalige Kohlenminen und Geisterstädt: ehemalige Wohnorte, die eindrucksvoll zeigen, wie wichtig die West Coast früher für Neuseeland war. Hier schlug das industrielle Herz des Landes. Seit den 1980ern ist die West Coast in einem stetigen Niedergang begriffen, der Land und Leute sehr prägt.
Hokitika, die größte Stadt des Westland District, war um 1880 eine der größten Städte Neuseelands. Südlich von hier passiert nicht mehr viel in Sachen Kultur: Stattdessen stoßt ihr auf der Weiterfahrt nach Süden auf Naturspektakel wie den Franz Josef und Fox Glacier, die Okarito Lagune und den Gillespies Beach, bevor der SH6 an der Mündung des Haast River ins Landesinnere nach Wanaka abbiegt.
Die beste Route für die West Coast
Der SH6 ist die Lebensader und die einzige Straße durch die West Coast. Er führt immer an der Küste entlang, von Haast im Süden bis nach Westport. Von dort geht er als SH67 weiter bis Mokihinui und führt als einfache Stichstraße (die kaum noch an einen Highway erinnert) bis nach Karamea.
Westport ist denn auch der nördlichste Zugang zur West Coast – hierher führt der SH6 durch die Buller Gorge über Murchison bis nach Nelson an die Tasman Coast im Norden. Alternativ könnt ihr die Bergkette der Southern Alps weiter südlich überqueren und die West Coast in Greymouth erreichen; das ist die kürzeste Route von Christchurch aus. Der SH7 führt über Hanmer Springs, den Lewis Pass und das Örtchen Reefton.
Der direkte Weg von Christchurch an die West Coast führt durch den Arthurs Pass National Park: Der SH73 ist dann eure Route, die über Castle Hill, die berühmte Otira Gorge und eben Arthurs Pass geht und die West Coast in Kumara erreicht – etwa in der Mitte zwischen Hokitika und Greymouth.
Südlicher gibt es keine Abzweige ins Landesinnere mehr: Ab hier geht es auf dem SH6 nur noch strikt an der Küste entlang bis nach Haast. Der SH6 bringt euch dann über Wanaka und Queenstown bis nach Invercargill in den Catlins.
Es gibt also diese 4 Routen durch die West Coast, die jeweils von Nord nach Süd oder andersherum gefahren werden können:
- der Klassiker: die komplette West Coast von Haast bis nach Westport fahren (415 km), plus evtl. den Abstecher nach Karamea (95 km)
- Kurzversion: von Christchurch über Arthur’s Pass nach Greymouth (eventuell ein kurzer Abstecher nach Hokitika), von dort nach Westport und weiter nach Nelson; das sind ca. 100 km der nördlichen West Coast plus die Buller Gorge und Reefton
- Mittelversion: von Kaikoura über Hanmer Springs und den Lewis Pass nach Greymouth, von dort bis nach Haast; das sind 313 km der südlichen West Coast
- Blitzlicht-Abstecher: von Christchurch über Arthur’s Pass nach Greymouth; ein Abstecher gen Süden nach Hokitika (37 km), ein Abstecher gen Norden nach Punaikaiki (46 km), dann auf dem SH7 via Reefton und Lewis Pass zurück nach Christchurch
Welche Route durch die West Coast Neuseelands die beste ist, hängt davon ab, was ihr euch im Osten und in der Mitte der Südinsel ansehen wollt – und vom Wetter!
Wie viele Tage für die West Coast?
Für die allermeisten Neuseeland-Reisenden ist die West Coast nur eine von vielen Stationen auf ihrem Roadtrip. Da bereitet die Frage, wie viele Tage man für die West Coast in Neuseeland einplanen sollte, oft Kopfzerbrechen.
Unsere Empfehlung: Wollt ihr die gesamte Strecke von Haast bis Westport oder Karamea fahren und auch genießen, braucht ihr mindestens drei Tage. Dann könnt ihr aber nicht alles anschauen, was wir hier empfehlen! Eine Woche ist für die West Coast deutlich besser, vor allem wenn ihr ein paar Wanderungen machen wollt.
Mit weniger Zeit genügt auch ein kürzerer Abstecher an die West Coast, etwa von Christchurch über den SH73 nach Hokitika und Greymouth. Das schafft ihr in zwei Tagen, auch wenn drei oder vier Tage natürlich besser sind.
Und, immer daran denken: Wenn für die nächsten Tage an der West Coast nur Regen angesagt ist, dann lohnt sich das Ganze nicht.
Klima und Wetter an der West Coast
Die West Coast ist denn auch (neben dem Fiordland) die Region in Neuseeland, die mit Abstand den meisten Niederschlag erhält. Und wenn es an der West Coast regnet, dann regnet es richtig. Die Southern Alps stoppen die feuchten Wolken, die von der Tasman Sea heranziehen, sehr wirkungsvoll und quetschen sie wie einen Schwamm aus.
-> mehr über das Wetter in Neuseeland
Deshalb unser Rat: Bevor ihr an die West Coast fahrt, schaut auf den Wetterbericht. Ist für die nächsten Tage Regen angesagt, lohnt sich die Fahrt nicht. Ist der State Highway 6, wie es oft passiert, wegen Starkregen, Erdrutschen etc. blockiert, dann sitzt man an der West Coast fest. Haltet euch dann lieber auf der Ostseite der Southern Alps, schaut euch Wanaka und den Mt Cook an, erkundet den Arthurs Pass National Park oder bleibt im Norden des Kahurangi Park in der Golden Bay.
Scheint aber die Sonne, dann lasst euch Neuseelands West Coast nicht entgehen – eine der schönsten, urtümlichsten und spektakulärsten Regionen Neuseelands erwartet euch!
Unterkünfte an der West Coast Neuseeland
Wir können euch keine Hotels an der West Coast empfehlen, weil wir – wie so viele andere Familien – mit einem Camper durch Neuseeland gereist sind. Campsites gibt es an der West Coast reichlich, auf Wohnmobil-Touristen ist man eingestellt. Von preiswerten DOC Campsites und kostenfreien Freedom Camping Sites bis zu recht hochpreisigen, aber sehr schicken Campingplätzen wie etwa dem Top 10 Holiday Park in Franz Josef oder dem Jackson’s Retreat Holiday Park am SH 73 findet ihr eine breite Spanne.
-> Hier findet ihr die ganze Liste unserer Campingplätze an der West Coast
Bei Hotels und Motels solltet ihr bedenken, dass die West Coast in der Hauptsaison ein begehrtes Reiseziel ist; Unterkünfte sind schnell ausgebucht und generell etwas teurer als etwa rund um Christchurch oder auf der Nordinsel.
West Coast Neuseeland: Wichtige Überlebenstipps!
Wir wiederholen noch einmal ein paar wichtige Hinweise, die vielleicht nicht über Leben und Tod, aber doch über die Qualität eurer Reise an der West Coast entscheiden können. Es sind manchmal nur Kleinigkeiten, aber wenn man sie nicht kennt, wird es hässlich.
- Die West Coast Neuseelands ist die regenreichste Region des Landes – hier regnet es wirklich oft und dann viel. Stellt euch darauf ein und meckert nicht, das Sch…wetter gehört hier dazu.
- Wenn es an der West Coast mal nicht regnet, dann steigen Schwärme von supernervigen Sandflys auf. Dem Fluch des Campers haben wir einen eigenen Beitrag gewidmet, der zu den meistgelesenen auf unserem Blog gehört – offenbar aus Gründen.
- Es gibt noch eine dritte Wettermöglichkeit: Wind. Der weht oft recht steif, also zieht euch warm an. Immerhin bedeutet Wind, dass die nervigen Sandflys verschwinden.
- Schaut an der West Coast täglich aufmerksam in den Wetterbericht. Starkregenfälle sind nicht selten und können binnen Stunden Straßen überschwemmen oder ganz wegreißen. Dann sitzt man mit Pech einige Tage fest. Gut, wenn man dann mit Vorräten ausgerüstet ist und nicht dringend am nächsten Tag einen Flieger erreichen muss!
- Die West Coast ist dünn besiedelt und viele Orte bestehen aus nicht viel mehr aus einem General Store und einem Pub. Tankstellen sind selten und sollten von euch genutzt werden, genauso wie Dump Stations für den Camper und Supermärkte.
- Auch wenn ihr an der West Coast spektakuläre Strände sehen werdet: Rechnet nicht mit Bademöglichkeiten. Das Wasser der Tasman Sea ist eiskalt und die Brandung ist heftig, für Kinder absolut ungeeignet.
- Der SH6 von Haast nach Westport gilt als einer der schönsten Roadtrips Neuseelands – oder gar der Welt. Damit ihr schöne Fotos machen und die Strecke maximal genießen könnt, sollte der Beifahrer auf der Seite des Meeres sitzen. Das heißt: Die Reiserichtung nach Norden ist praktischer.
- Die West Coast blickt nach Westen, daher sind die Abendstunden die mit dem besten Licht. Die Sonnenuntergänge hier sind atemberaubend!
Unsere West Coast Neuseeland-Highlights mit Kindern
Auch wenn die Fahrt entlang der West Coast vor allem lange Autostrecken bedeutet (es sind immerhin 500 km), bietet die Region doch viele spannende Eindrücke und Unternehmungen für Kinder und Familien. Wir beginnen mit unseren Tipps im Norden der West Coast und arbeiten uns nach Süden vor.
Oparara Arches
Eines der schönsten Naturwunder Neuseelands wartet gleich am Anfang unserer Liste – nämlich am äußersten Nordzipfel der West Coast. Eine Schlammpiste bringt euch von Mokihinui nach Karamea. Von hier fahrt ihr auf einem holprigen Forstweg weitere 20 km in den Wald hinein zum Oparara Basin.
Hier hat in Millionen Jahren der Oparara River riesige Höhlen aus dem Kalksteinboden gewaschen. Die eingestürzten Höhlendecken bilden ein verzweigtes System aus Höhlen, Tunneln und drei besonders eindrucksvollen Felsformationen:
- Der Oparara Arch ist der größte natürliche Felsbogen auf der gesamten Südhalbkugel (!!). Er ist 219 m lang, bis zu 79 m breit und an der höchsten Stelle 43 m hoch. Nur etwa 30 Minuten wandert man entlang des Oparara River zu dieser Höhle, von deren Kante nach Regenfällen ein Wasserfall hinabstürzt.
- Der Moria Gate Arch ist etwas kleiner und vom Besucherparkplatz auf einem 1,5 Stunden langen Rundweg erreichbar. Dieser 19 m hohe und 43 m breite Felsenbogen ist mit zahllosen Stalaktiten bedeckt und wurde tatsächlich nach der „Herr der Ringe“-Trilogie benannt. Am Wegrand sieht man echte versteinerte Moa-Fußabdrücke.
- Ein weiterer Abstecher führt zu den Crazy Paving Caves und dem Box Canyon. Dafür muss man noch einmal 3 km zum Upper Oparara Carpark fahren und 5 Minuten zu zwei kleinen Höhlen laufen, die mit Taschenlampe erkundet werden können.
Mokihinui
Der letzte “richtige” Ort am SH6 ist eigentlich nur eine Ansammlung von windschiefen Holzhütten. Unser Weg hatte uns hierher geführt, weil ein Wegweiser Neuseelands drittschönsten Campingplatz ankündigte: die Gentle Annie Campsite. Tatsächlich müssen wir sagen: Das Schild hat absolut Recht.
Der urige, preiswerte und sehr entspannte Campingplatz wird aber noch getoppt durch den kleinen Geheimtipp fünf Fahrminuten weiter nördlich an der wilden Küste: Hier haben die Besitzer der Campsite ein Labyrinth angelegt, das Gentle Annie Maze. Fahrt (oder lauft) unbedingt hin und erkundet die vielen verschlungenen Wege – am Ziel wartet einer der schönsten Ausblicke auf die West Coast!
Charming Creek Walkway
Dieser 10 km lange Wanderweg in der Nähe von Westport ist nicht allzu schwierig, sehr abwechslungsreich und damit super für Familien. Er folgt dem Verlauf einer nicht mehr genutzten Bahnlinie durch die untere Ngakawau Gorge und das Charming Creek Valley, vorbei an Hinterlassenschaften der Minenarbeiter, verlassenen Tunneln und immer wieder Steinkohle – dem „schwarzen Gold“ der West Coast.
Vom Start des Charming Creek Walkway geht es zuerst bergauf, bis zur Lower Ngakawau Gorge. Nach einer Stunde erreicht man die Hängebrücke über den Ngakawau River, die einen weiten Blick in die Schlucht hinein bietet. Das Original stürzte 1934 ein, die neue Brücke wurde von der Armee erst in den 1970er-Jahren errichtet. In den Mangatini Falls sollte man lieber nicht planschen: Sie sind durch die aktive Kohlenmine in Stockton stark verschmutzt.
Ein 50 m langer Tunnel führt dann zur „Verandah“, die passenderweise wunderschöne Ausblicke über den Fluss und die obere Ngakawau Gorge bietet. Nach den Ruinen des Sägewerks von Watson’s Mill und einer weiteren Hängebrücke passiert man das „stink hole“, ein nach Schwefel stinkendes Abwasserloch. Entlang der alten Bahngleise geht es über verwilderte Weiden, vorbei an verrosteten Waggons und schließlich zum Eingang des Charming Creek Bergwerks. Hier endet der Charming Creek Walkway, aber an den beiden verschlossenen Tunneleingängen entdeckt man viele interessante verfallene Gebäude und Objekte.
Leider muss man den ganzen Track nun wieder zurücklaufen – das kann mit jüngeren Kids ein wenig mühsam werden. Alles in allem ein Tagesausflug, der sich wirklich lohnt!
Denniston
Oberhalb des winzigen Örtchens wartet die ältesten Mine der Westcoast. Hier könnt ihr das Achte Weltwunder bewundern: Die „Denniston Incline“ ist eine atemberaubend steile Kabelbahn, mit der die geförderte Kohle ins Tal transportiert wurde. Und nicht nur die: Bis weit ins 20. Jahrhundert war das auch für Menschen die einzige Möglichkeit, das Denniston Plateau zu erreichen und zu verlassen. Ungefährlich war das nicht, es gab mehrere Todesfälle bei Zusammenstößen von Loren.
Seit August 1967 ist die „Denniston Incline“ außer Betrieb. Kurz danach hat das Inangahua-Erdbeben den Hang sowieso zerstört, was das Ende des Kohleabbaus in der Mine bedeutete. Aus einer Kleinstadt mit 1.500 Einwohnern, Hotels, Restaurants und Schulen wurde eine Geisterstadt: Heute stehen hier nur noch wenige Häuser und einige Informationstafeln. Denniston hat höchstens noch zehn Einwohner.
Auch wer nicht lesen kann, wird den Ausblick von dem kargen, von Windböen gepeitschten Mount Rochfort Plateau auf die unbesiedelte Küste nördlich von Westport genießen. Bis 2018 wurden geführte Touren durch die alte Mine angeboten; leider musste der Betreiber mangels DOC-Konzession aufgeben. Vom Parkplatz am “Brakehead” führt ein kurzer Rundweg zum Lookout an der Denniston Incline, den schaffen auch kleine Kinder easy.
Buller Gorge
Die Buller Gorge ist sozusagen die Eingangspforte zur West Coast für alle, die von Norden hierher kommen. Sie gilt als eine der schönsten Schluchten Neuseelands, durch die der reißende Buller River von Murchison nach Westport führt. Wer ein wenig Zeit hat, der sollte die Fahrt auf jeden Fall kurz unterbrechen, um die Buller Gorge Swingbridge und die dahinter liegende Faultline zu besuchen – wir fanden es hier sehr spannend!
-> Unseren ausführlichen Bericht über die Buller Gorge in Neuseeland lest ihr hier.
Westport: Cape Foulwind
Eines der Markenzeichen des Städtchens Westport – Zentrum des Districts mit 4.000 Einwohnern – ist die Pelzrobbenkolonie, die sich am Cape Foulwind etwa 15 km südlich des Ortes angesiedelt hat. Hier am breiten, stürmischen Strand liegen die “Kekeno” gern herum, um sich auszuruhen, mit Artgenossen zu quatschen oder was man als Robbe so macht (was Robben so machen, lernt man auf einigen hilfreichen Hinweistafeln, die den Walkway begleiten). Beobachten könnt ihr die Stinkerchen sehr bequem von einer Viewing Platform aus.
Seinen Namen bekam Cape Foulwind von Kapitän Cook, der hier offenbar auch schon die Nase über die nach Fisch müffelnden Robben rümpfte – nein, Quatsch, er beklagte sich über die gemeinen Winde, die sein Segelschiff nicht an die Küste ließen. Heute steht hier in der Tauranga Bay (das ist der Maori-Name dafür) ein hübscher Leuchtturm. Außerdem gibt es zwei Parkplätze, sodass ihr euch frei entscheiden könnt, von welchem Ende der Bucht ihr den Cape Foulwind Walkway laufen wollt.
Punakaiki Pancake Rocks
Zugegeben: Die Punakaiki Pancake Rocks sind touristisch ziemlich ausgelatscht. Jeder Neuseeland-Reisende kennt sie, in jedem Neuseeland-Bildband haben die lustig geschichteten Felsen ihren Auftritt und jede Backpacker-Tour führt hier vorbei (Reisebusse!). Dennoch würden wir den kurzen Rundgang über die Steilküste empfehlen: Er ist kleinkindtauglich, einfach zu laufen und bietet spektakuläre Blicke auf donnernde Brandung mit spritzenden Blowholes, seltsam geformte Felsen (die zum Grübeln einladen: Was könnte das sein?) und den einen oder anderen Seelöwen.
Und im Café gibt es natürlich Pancakes!
Tipp: Der Rundgang über die Pancake Rocks dauert nicht länger als eine Stunde und ist kostenlos. Wenn viel los ist, verlegt ihn am besten auf die Abendstunden, wenn die Reisebusse schon abgefahren sind und die Sonne untergeht. Die Sonnenuntergänge an der West Coast gehören zu den schönsten Neuseelands!
-> Mehr über die Pancake Rocks und wie sie sich verändert haben, erzählt Nina in ihrem Familienreiseblog.
Pororari River Walk
Ganz in der Nähe der berühmten Pancake Rocks von Punakaiki liegt ein weiteres West Coast Highlight, wo wir uns wie in der Vergessenen Welt von Jurassic Park fühlten: Der Pororari River Walk ist wahlweise ein schöner kurzer Spazierweg oder das erste Stück des Inland Pack Track, oder aber der Anfang des Paparoa Track – Neuseelands zehntem und kürzlich erst eröffnetem Great Walk. Wir konnten den Pororari River Track wegen Sturmschäden nur für wenige Kilometer laufen, bevor wir an eine Sperre kamen – aber schon dieses Stück lohnte sich.
Dramatische Felswände aus Kalkstein türmen sich an den Seiten des von Steinen übersäten Pororari River auf, während sich der Weg in die dichten Wälder des Paparoa National Park hineinwindet. Das Gestrüpp des subtropischen Regenwaldes mit seinen Baumfarnen, Nikau-Palmen und Rata-Bäumen mit herabhängenden Luftwurzeln öffnet sich nach einer Weile an einer Lichtung mit Hängebrücke, die im Sommer zu einer Picknickpause mit Badestopp einlädt.
Traut ihr euch, von den Felsen ins eiskalte Wasser zu springen? Oder könnt ihr so lange still bleiben, bis ihr die winzigen Tomtits und Bush Robins seht, die Rufe der Kereru-Waldtaube und des Tui hört und die überall herumstochernden Wekas erwischt, bevor sie euer Picknick geplündert haben? Wahlweise kann man von hier wieder auf demselben Weg zurücklaufen oder auf dem Inland Pack Track zurück an die Küste gehen, dann hat man einen schönen Rundweg von 11 km.
Reefton
„Welcome to Reefton – the town of light“, sagt das große Schild am Ortseingang. Reefton liegt als einziger Ort des Distrikts im Landesinneren, im Flusstal des Inangahua River. Goldsucher machten hier 1870 reiche Beute, weshalb die Bewohner des neu entstandenen Ortes genug Geld für eine Weltsensation hatten: Reefton war die erste Stadt der gesamten Südhalbkugel mit elektrischer Straßenbeleuchtung!
Die alten Straßenlaternen stehen heute noch. Auch die allererste Glühbirne, die seit 1888 die „Oddfellows Hall“ beleuchtet, kann man an der Bridge Street bewundern. Der 45 Minuten lange Bottled Lightning Powerhouse Walk durch die Ruinen des Elektrizitätswerks ist überraschend lehrreich, und überhaupt ist die ganze Stadt wunderschön restauriert und ziemlich sehenswert. Es gibt sogar einen Broadway mit Gebäuden im Western-Stil, die wie eine Cowboy-Filmkulisse aussehen.
Kids (und Eltern) können in Reefton immer noch Gold suchen, unterstützt von den „bearded miners“, drei (bärtigen) Ehrenamtlichen. Ein guter Ort ist der Slab Hut Creek, wo man Blechpfanne für 10 NZD leihen kann. Schließlich wartet in Reefton noch eine weitere Weltberühmtheit: Der Reefton Roller Park für Skateboarder und Inlineskater gilt als bester Skatepark Neuseelands!
Motukiekie Beach
Ein Geheimtipp ist auch dieser felsige Strandabschnitt nicht mehr, immerhin haben wir ihn bei Google Maps gefunden (die GPS-Koordinaten sind -42.314719, 171.279769). Trotzdem: Nichts weist darauf hin, wie schön es hier ist, wenn man auf dem SH6 von Runanga in Richtung Barrytown nach Norden fährt. Und es gibt kein Hinweisschild “in echt”, jedenfalls haben wir 2018 keines gesehen.
Etwas nördlich des Nine Mile Lookout parkt ihr einfach am Straßenrand, klettert die steile Böschung hinunter auf die schwarzen Felsen und geht immer weiter nach vorn zur Flutlinie: Mit etwas Glück entdeckt ihr dann wie wir die leuchtend roten, handgroßen Seesterne, für die Motukiekie Beach berühmt ist.
Achtung: Das Ganze funktioniert nur bei Ebbe! Wenn Flut herrscht, ist vom Motukiekie Beach rein gar nichts zu sehen. Euren Strandbesuch startet ihr idealerweise etwa zwei Stunden vor dem Ebbe-Tiefstand. Wo genau ihr hinunterklettert, ist egal – der schöne Bereich umfasst etwa 2 km rund um den großen, ausgehöhlten Felsen. Seid bitte sehr vorsichtig und lasst euch nicht von der Flut überraschen!!
Hokitika: National Kiwi Centre und Shipwreck Memorial
Hokitika liegt etwa 40 km südwestlich von Greymouth am SH 6 und war 1866, zur Zeit des Goldrauschs, mit über 6.000 Einwohnern eine der größten Siedlungen Neuseelands. Mit dem Gold verschwand ein Großteil der Bevölkerung. Erst in den letzten Jahren gewinnt Hokitika langsam wieder mehr Bedeutung, vor allem dank der Touristen und zugezogener Städter, die hier ihren Alters- oder Zweitwohnsitz haben.
Jeder kennt den Treibholz-Schriftzug am Strand, wo der Ortsname aus angeschwemmtem Treibholz jedes Jahr neu in den Sand gesteckt wird. Vielleicht seht ihr auch andere Kunstwerke aus Treibholz, die hier Ende Januar beim „Driftwood & Sand Beach Sculpture Festival“ entstehen. Hokitika ist übrigens der einzige Ort an der ganzen West Coast mit Strandzugang. Seit den 1850er-Jahren legen hier Schiffe an, trotz der gefährlichen Strömung und der wilden Brandung an der “Hokitika Bar”: einer langgezogenen Sandbank, die immer wieder zu Unglücken mit vielen Toten führten.
Für Kids am beeindruckendsten ist das Schiffswrack am südlichen Zipfel des Strandes, direkt an der Mündung des Hokitika River. Es ist kein echtes, sondern aus Beton – und steht symbolisch für die mehr als 40 Schiffe, die zwischen 1865 und 1982 hier gesunken sind.
Ein Bummel durch den kleinen Ort mit seinen hübschen Art Deco Häusern lohnt sich auch. Hier gibt es viele Souvenirshops mit wunderschönen Jade-Steinen und Werkstätten, in denen ihr euren eigenen Anhänger aus “Pounamu” schleifen könnt. (Fans des supercoolen Buches “Die Gestirne” von Eleanor Catton* können die Schauplätze dieses Krimis auf einem Themenrundgang besuchen!)
* Amazon-Affiliate-Link: Klickt ihr darauf und kauft dann etwas bei Amazon, erhalten wir eine kleine Provision. Danke!
In einer unscheinbaren Baracke wartet schließlich das National Kiwi Centre, einer der wenigen Schlechtwettertipps für die West Coast und ein echter Schatz für Familien. Wir haben hier armdicke 100 Jahre alte Aale gefüttert und gestreichelt (!), Krebse geangelt, uralt Tuatara-Echsen bewundert, Giant Wetas in der Hand gehalten (nur Modelle…) und natürlich Kiwis im Dunkeln herumstöbern sehen.
Auch zum Thema Whitebait wird man im Kiwi Centre sehr unterhaltsam informiert, nachdem man (wenn man im Frühling nach Hokitika kommt) die geduldigen Whitebait-Angler an den Ufern des Hokitika River – und so ziemlich jedes anderen Flusses an der West Coast – stehen sehen hat.
-> Auf der Website des Kiwi Centre findet ihr die Öffnungszeiten und Eintrittspreise.
Hokitika Gorge
Manchmal sieht man ein Foto und denkt: „Ach Quatsch, so toll sieht das in echt bestimmt nicht aus!“ Die Hokitika Gorge 30 km südlich von Hokitika ist einer dieser Orte. Zwischen schroffen, schwarzen Granitfelsen fließt hier der Hokitika River breit und ruhig dahin, mit einer geradezu unwirklichen türkis-blaugrünen Farbe. Das wie eingefärbt wirkende milchig-blaue Wasser wirkt noch unechter im Kontrast zum dunkelgrünen Urwald, der an beiden Seiten der Schlucht bis an die Klippen heranwächst.
Ein Geheimtipp ist diese Schlucht schon lange nicht mehr. Das hat den Vorteil, dass die etwas komplizierte Anfahrt gut ausgeschildert ist. Vom Parkplatz sind es nur etwa 600 m bis zur Besucherplattform. Am besten sieht die Hokitika Gorge natürlich bei Sonnenschein aus; ist der Himmel bedeckt, werden die Fotos lange nicht so gut…
Tipp: Gleich um die Ecke liegt der wesentlich weniger bekannte Lake Kaniere, den ihr besuchen könnt, wenn ihr nicht denselben Weg zurückfahren wollt.
Ein richtiger, echter Geheimtipp ist die Cesspool Gorge im Arahura River: Ähnlich spektakulär wie die Hokitika Gorge, aber ohne Geländer (Kinder festhalten!!) und ohne Touristen. Der GPS-Code ist -42.826308 171.235349, mit dem Auto werdet ihr aber schon 2 km vorher halten müssen, weil die Straße zu holprig wird.
Okarito Lagune
Diese breite Lagune im Schatten der immer verschneiten Gipfel der Southern Alps, umwuchert von dichtem Regenwald, ist ein echtes Naturwunder – sie ist das größte naturbelassene Küstensumpfgebiet von ganz Neuseeland und das einzige Brutgebiet für den magischen weißen Reiher (“Kotuku”). Zig weitere Vogelarten leben hier und können beobachtet werden; am einfachsten von den hölzernen Boardwalks des Okarito Wetland Walk aus, die ihr aus Sicherheitsgründen nicht verlassen solltet – die flache Lagune ist bestenfalls matschig und schlimmstenfalls sumpfig, bei Flut steigt das Wasser sehr schnell an. Kajaktouren durch die Lagune sind ebenfalls beliebt und mit Kindern deutlich einfacher und spannender als Sea Kayaking im Meer – es gibt keine Wellen und viel zu sehen.
Das Örtchen Okarito, einst Heimat von 4.000 Einwohnern, ist heute fast eine Geisterstadt. Schaut mal im Donovan’s Store vorbei, er ist einer der ältesten Tante-Emma-Läden von ganz Neuseeland und wurde 1865 als “Club Hotel” eröffnet. Am besten ist aber der Blick über die Lagune nach Osten: Auf dem Okarito Trig Walk seht ihr im Sonnenuntergang die schneebedeckten Berge über dem dichten grünen Regenwald aufragen, das ist echt traumhaft.
Okarito liegt ein kleines Stück nördlich von Franz Josef zwischen den Mündungen des Waiho River und des Whataroa River, allerdings nicht direkt am Highway, der hier ein wenig landeinwärts verläuft. Ein 13 km langer Abstecher vom SH6 führt an die Küste nach Okarito.
Fox Glacier und Franz Josef Glacier
Die beiden Gletscher gehören nicht ohne Grund zu den bekanntesten und beliebtesten Touristen-Attraktionen Neuseelands: Dass Gletscher von alpinen Höhen direkt bis in den Regenwald führen und fast im Meer enden, sieht man nicht alle Tage. Man sieht es leider auch in Neuseeland schon seit einigen Jahren nicht mehr, denn dank Klimawandel ziehen sich beide Gletscher immer weiter zurück. Heute ist es schon gar nicht mehr möglich, zu Fuß von den winzigen Ortschaften zum unteren Ende der Eiszungen zu wandern; die noch möglichen Wanderrouten führen lediglich zu Aussichtspunkten, von denen aus man das Eis in der Ferne sehen kann.
Mit kleinen Kindern sind diese Wanderungen nicht unbedingt empfehlenswert, weil recht anstrengend. Und die Alternative – einen Helikopterflug auf den Gletscher hinauf, plus eventuell eine geführte Gletscherwanderung durch das Eis – wollen wir euch aus ökologischen Gründen auch nicht unbedingt empfehlen. Vor der Corona-Pandemie herrschte durch die vielen Helikopter in Franz Josef ein Höllenlärm, von Naturerlebnis war da nicht mehr viel zu spüren.
Trotzdem: In den Franz Josef Hot Pools zu entspannen, die spiegelglatte Fläche des Lake Matheson zu bewundern oder am breiten Gillespies Beach mit seinen abertausenden Kieseln entlangzubummeln (und jeden aufzuheben, weil er vielleicht ein Pounamu ist) – das macht auch mit Kindern großen Spaß.
-> Hier erfahrt ihr mehr über Franz Josef und Fox Glacier
Mehr Wandertipps und Routenvorschläge für die West Coast
Wenn ihr Lust auf Wanderungen und Aktivitäten an der West Coast habt, ist das DOC euer bester Freund: Schaut auf der DOC-Website nach passenden Walks oder informiert euch in einem Besucherzentrum. DOC Visitor Centres an der West Coast gibt es in Punakaiki, Franz Josef und Haast. Außerdem findet ihr i-Sites (also “normale” Tourismus-Infos) in Hokitika, Greymouth und Westport.
Für die Generation Z gibt es auch mehrere praktische Apps, die ihr zum Wandern und für Inspirationen nutzen könnt: von der praktischen CamperMate-App mit ihren vielen Tipps am Wegrand bis hin zu NZ Topo Maps, die euch Offline-Zugriff auf detaillierte Karten gibt. Diese und mehr nützliche Neuseeland-Apps stellen wir euch in einem eigenen Beitrag vor.
- Für Familien haben wir noch mehr Tipps auf der Südinsel gesammelt
- In unserem Beitrag mit den 30 besten Wanderungen für Familien in Neuseeland sind auch welche an der West Coast dabei
Haben wir euch Lust auf die West Coast gemacht? Oder wart ihr schon da und habt weitere Tipps und Highlights, die wir in diesen Beitrag aufnehmen sollten?
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Wow, sag ich da nur. Neuseeland reizt mich schon lange. Aber mir ist die Flugstrecke immer zu weit gewesen. Aber vielleicht muss ich das noch einmal überdenken: deine tollen Bilder und die vielen Infos machen schon seeeehr große Lust auf Neuseeland! Liebe Grüße, Sylvia
Tja, der Flug ist wirklich ätzend lang – weiter weg als nach Neuseeland kann man gar nicht reisen! Aber, und das wird dir (fast) jeder bestätigen: Es lohnt sich ♥