! Aktualisiert am 2. Februar 2020
Whale watching mit Kindern in Deutschland?? Der Titel dieses Beitrags ist ein wenig irreführend, zugegeben. Natürlich bzw. leider kann man in Stralsund keine ECHTEN Wale bestaunen. Aber die schmucke kleine Hansestadt hat neben ein paar Papp-Walen noch viel mehr zu bieten.
Stralsund war für uns Weltwunderer bisher eher eine Art Not-Reiseziel: Immer, wenn es im Sommerurlaub an der Ostsee mal regnete, schwangen wir uns ins Auto und machten uns auf nach Stralsund. Im OZEANEUM lässt sich ein verregneter Strandtag wundervoll verbringen – hier wird die Vielfalt der Unterwasserwelt der nördlichen Meere präsentiert, beeindruckendes Highlight: die “Riesen der Meere”, maßstabsgetreue Nachbildungen der bekanntesten Wal-Arten in einer Dom-ähnlichen Halle.
Weil sämtliche Ostsee-Sommerurlauber an Regentagen leider dieselbe Idee wie wir haben, kannten wir das OZEANEUM bisher nur mit langen Schlangen vor dem Eingang und voller Menschengewusel drinnen.
Daher die Idee für diesen Kurztrip im Winter: einmal in der totalen Nebensaison ganz in Ruhe das OZEANEUM und sein Schwesterhaus, das MEERESMUSEUM entdecken. Ganz in Ruhe durch die historischen Gassen bummeln, ganz in Ruhe an der Strandpromenade entlangspazieren und dabei ein Fischbrötchen verputzen.
Stralsund im Winter: eine gute Idee?
Okay, so richtig ist die Strategie nicht aufgegangen – mit fünf Kindern, davon drei Jungs im Grundschulalter, kann man das Wort “Ruhe” allenfalls für die Beschreibung der Nächte in unserer Ferienwohnung verwenden. Und wer schon mal mit einem Baby im Museum unterwegs war, das eigensinnig selbst und in die andere Richtung krabbeln will (meist auf eine Treppe zu), der kann jetzt mitleidig seufzen.
Allen anderen sei gesagt: Ein Besuch in Stralsund in der totalen Nebensaison ist eine tolle Idee! Die Stadt ist von normalen Menschen bevölkert, es gibt freie Parkplätze an jeder Ecke, man muss für ein Fischbrötchen nicht anstehen und die wenigen Ferienwohnungen für mehr als vier Personen in guter Lage sind bezahlbar (und sehr schön!).
Ein Tag im OZEANEUM mit Kindern
Wir hatten uns für das OZEANEUM einen ganzen Tag Zeit nehmen wollen. Immerhin gibt es hier auf vier Etagen insgesamt sieben große Ausstellungsbereiche mit riesigen Aquarien, dazu kommt noch ein großer Spielbereich für alle Altersgruppen (besonders schön ist der für Babys) und eine Dachterrasse, wo eine Pinguinkolonie einen Wahnsinnsblick über Stralsund genießt.
Das sehr anspruchsvolle Detektiv-Museumsspiel, vom OZEANEUM kostenlos für alle Kinder zur Verfügung gestellt, wurde von unserer Horde zwischen 6 und 10 Jahren begeistert in Angriff genommen. Leider führte das dazu, dass wir nur noch wie wild in den Vitrinen und Aquarien nach Hinweisen suchten und den Kindern auf der Suche nach dem nächsten Punkt durch das Haus hinterherhetzten – nach anderthalb Stunden hieß es schon “Fertig!”
Trotzdem sie nur einen kurzen Blick für die Pinguinfütterung und das wunderschöne Atlantik-Schwarmbecken übrig hatten, den Kinderspielbereich nach fünf Minuten wieder verließen (es war schließlich ein Dieb zu entlarven!) und bei den Riesen der Meere höchstens eine Minute lang ruhig auf den gemütlichen Bänken liegen wollten, waren und sind alle Kinder einhellig vom OZEANEUM begeistert.
(Wie so ein Museumsbesuch ablaufen kann, wenn man wirklich interessierte Kinder dabei hat, erzählt Lena von Family4travel.)
Stralsund mit Kindern: im MEERESMUSEUM
Das wollten wir noch toppen und schleiften die Kids gleich am nächsten Tag ins nahegelegene MEERESMUSEUM, das ebenfalls Teil des Deutschen Meeresmuseums ist (es gibt dann noch das NAUTINEUM und das NATUREUM, beide allerdings nicht in Stralsund). Entsprechend kommt man mit einer Kombikarte á 21 Euro günstiger, wenn man beide Häuser innerhalb eines Jahres besuchen will. Kinder zahlen ab vier Jahren Eintritt, allerdings weniger als die Hälfte. Warum es aber keine Familienkarten gibt??
(Update: Inzwischen gibt es sie offenbar, sie kosten 48 Euro für das OZEANEUM.)
Das MEERESMUSEUM in der Stralsunder Altstadt überrascht vor allem mit seiner Architektur: Es wurde nämlich in eine dreischiffige gotische Hallenkirche hineingebaut. Spektakulär hängt im Chor das riesige Skelett eines Finnwals, der 1825 vor der Küste Rügens gestrandet war.
Weniger spektakulär fanden die Kinder leider die Fütterung der (erstaunlich großen) Meeresschildkröten und der Haie, O-Ton: “Die Haie waren gar nicht so richtig Hai-mäßig gruselig, man hatte ja gar keine Angst.” So jung und schon so medienverdorben, ts.
Die vielen kleineren Aquarien mit tropischen Fischen, Krebsen und Schildkröten konnten unsere verwöhnten Blagen leider nicht hinterm Ofen hervorlocken, genauso wenig wie die unserer Meinung nach wundervolle Ausstellung “Mensch und Meer” (unter anderem mit einer Japanischen (!) Riesenkrabbe). “Laaangweilig”, tönte und kicherte es im Chor.
In der Sonderausstellung “Die letzten 300” zu den vom Aussterben bedrohten Ostsee-Schweinswalen herrschte dann allerdings Schweigen – beeindrucktes und sehr trauriges. Nicht nur Neuseeland kämpft um den Erhalt seiner bedrohten Meeressäuger, auch an der Ostseeküste bemüht man sich seit Jahren darum, die wenigen noch in der Ostsee lebenden Wale zu schützen. Nicht eben erfolgreich, möchte man nach dem Besuch dieser traurigen Sonderausstellung meinen… aber immerhin, sie sind noch da!
Neben den Schweinswalen wird noch ein weiteres Umweltschutz-Thema in beiden Museen sehr eindringlich und ansprechend präsentiert: Es geht immer wieder um die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll, eindrucksvoll dargestellt zum Beispiel durch einen bestimmt 15 Meter hohen “Müllstrudel” im Eingangsbereich des OZEANEUMs oder durch eine Horde von gelben Plastikenten, die unter anderem den großen Globus im Foyer des MEERESMUSEUMs bevölkern – in Erinnerung an die etwa 29.000 Gummienten, die vor 20 Jahren von einem Frachter fielen, mit den Strömungen der Meere um die Welt reisen und hin und wieder an Land gespült werden.
Was hat Stralsund ansonsten zu bieten? Unmotorisiert und mit fünf Kindern unterwegs, war unser Radius auf das Stadtzentrum beschränkt. Hier fühlten wir uns sehr wohl: Das Hafengelände rund um das OZEANEUM ist toll gestaltet und bietet nicht nur Platz zum Herumrennen, Sonnenliegen, Strandkörbe und “Kipperling” direkt vom Fischkutter.
Hier liegt auch das Museumsschiff “Gorch Fock” vor Anker (haben wir schon 2009 besichtigt und uns diesmal geklemmt). Die komplett sanierte Innenstadt mit ihren historischen Hanse-Häusern sieht schnieke aus und lädt zum Bummeln ein – wenn man keine Kinder dabei hat, die es darauf anlegen, in jedem zweiten Geschäft Hausverbot zu bekommen…
Überraschend weit ist es zu Fuß zum Stralsunder Strand – den gibt es, vor etwa 50 Jahren künstlich aufgeschüttet, tatsächlich und er ist mit einem ansehnlichen Spielplatz ausgestattet. Ob wir uns aber im Sommer dort niederlassen würden?
Unser Fazit: Stralsund ist durchaus einen Kurztrip wert – allein mit OZEANEUM und MEERESMUSEUM kann man locker zwei Tage füllen, wenn man es ruhig angehen lassen will. Wir kommen bestimmt wieder!
Disclaimer: Wir bedanken uns beim Deutschen Meeresmuseum für die Unterstützung. Unsere Beurteilung der beiden Museen hat dies nicht beeinflusst – versprochen!
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[…] Jenny von den Weltwunderern ist mit einer ganzen Horde Kinder durch das Ozeaneum gepirscht und hat auch das Meeresmuseum erkundet: https://www.weltwunderer.de/whale-watching-mit-kindern-in-stralsund/ […]
[…] Weltwunderer: Whale watching mit Kindern in Stralsund […]
Super, das Ozeaneum hat uns auch sehr gut gefallen. Stralsund ist definitiv eine Reise wert. Da wir lange noch nicht alles gesehen haben – nur Ozeaneum und Hafen, um es genau zu nehmen – sollten wir wiederkommen :)
Liebe Grüße
Christina
Stralsund interessiert uns schon länger. Und der Beitrag hier hat mein Interesse nur noch weiter angeheizt. Jetzt muss ich es einfach mit eigenen Augen sehen und in die Ausstellungen gehen. Mein Mann ist immer sehr für Urlaub in Matrei, aber ab und zu kann man seine Nase ja auch über den Tellerrand hinaus schieben. ;-)
Das hört sich nach sehr interessanten Ausstellungen an! Das gelbe Mini-U-Boot erinnert mich daran, dass ich einmal in einem solchen ins Meer abgestiegen bin und mich gefragt habe, wie Menschen es einen ganzen Tag oder gar Wochen darin aushalten können. Kennst du meerart.de ? Claudia und Ralph setzen sich sehr für die Natur rund um die Ostsee ein und haben immer wieder Berichte über die süßen Schweinswale auf ihrem Blog. Übrigens finde ich die Neu-Nutzung alter Kirchengebäude für profane Zwecke super. Kenne ich aus Benelux und Skandinavien. Hier in meinem Heimatort hat man gerade einen alte Kirche eingerissen, weil man zu wenig kreativ ist :/ Sonnige Grüße, Jutta